Zuerst kamen die Holzschalen dran. Insgesamt, war das Holz noch in sehr gutem Zustand. Vor allem ist die Maserung eine echte Augenweide. Hier sind die beiden Rückenschalen zu sehen. Ich habe darauf verzichtet, die Macken im Holz aus zu Dampfen. Auch gibt es keine Schleifarbeiten am Holz. Alle Macken haben ihre Berechtigung bei einem Möbel, das nunmehr fast 60 Jahre alt ist. Eine Aufarbeitung mit Schleifen und neu Lackieren würde nicht zu meiner Ausrichtung passen, das man dem Möbel durchaus ansehen darf, das es nicht neu ist.

An der Sitzschale gab es 2 Stellen, die ausgebessert werden mussten.

Ich benutze seit Jahren Stabilit Express im Modellbau. Aufgrund der Farbe und der physikalischen Eigenschaften, fand ich dieses Material ideal um die Stellen aus zu bessern.

Mit etwas Farbe und einem kleinen Pinsel, ist die Stelle nicht mehr zu sehen, wenn man nicht weiß wo sie war ; ) Die Federklammer auf dem Bild fixiert gerade ein Stück Furnier.

Das Leder habe ich gereinigt und mit Pflegeprodukten aus dem Oldtimer Sektor behandelt. Ich habe darauf verzichtet, das Leder nach zu färben. Ich finde, das es seine Narben und Abschürfungen im Laufe der fast 60 Jahre verdient hat. Ein Nachfärben, wäre nicht in meinem Sinne der Autentizität gewesen.

So sieht das Leder doch sehr gut aus. 

Etwas aufwändiger wurde die Reinigung der Innenseiten. Da die Kissen mit einem Latexkern und einer Mischung aus Entenfedern und Daunen gefüllt sind, hatten sich im Laufe der vielen Jahre, etliche Federn aus der Hülle gearbeitet. Da die Entenfedern sehr Spitz sind, war es extrem aufwändig, diese aus den Wildleder der Innenseiten zu entfernen.

Noch etwas schlimmer waren die Rückseiten der Kissenbezüge. Das Material ist stabilisierte Pappe. Auch hier ist der Zahn der Zeit zu sehen. Das auf dem Bild ist das Loch für die Druckknöpfe, welche die Kissen in Position halten. Links im Bild ein Stück 0,5 mm CFK, welches ich zur Stabilisierung vorgesehen hatte.

Die dünnen CFK Platten habe ich beidseitig mit elastischem Kleber verarbeitet.

Noch etwas problematischer war, das es Stellen gab, da ist das Pappmaterial an den Nahtstellen ausgebrochen. Ich hätte auch neue Platten und Reisverschlüsse kaufen können, aber das Material lässt sich nur mit einer Industrie-Ledernähmaschine vernähen, die ich nicht habe. So habe ich ebenfalls ein Stück CFK Platte verklebt.

Neue Druckknöpfe sind montiert

Neue Ösen habe ich ebenfalls eingepresst.

Neue Haken, Druckknöpfe und Schrauben sind in den Schalen montiert.

Da die Rückenlehne an 4 Gummipuffern ( Schockdämpfern ) je 2 an der Sitzschale und 2 an der unteren Rückenschale, befestigt ist, war es nach 60 Jahren an der Zeit diese aus zu tauschen. Allerdings war das gar nicht so einfach. Das Gummi ist etwas fester als bei einem Autoreifen und es ist eine Stahlplatte eingelassen.

Mit einer Fein Säge ging es dann ganz gut. 

Die Reste des Gummis, habe ich dann mit einem elektrischen Beitel entfernt.

Irgendwann war das Gummi dann komplett raus. Und das ganze dann 4 mal. Leider ging es nicht so ganz ohne Schäden ab.

Eins der Elemente hatte eine schon sehr stark gerostete Platte. Das war von Außen nicht zu sehen. Daher war der Austausch zwingend nötig und das sollte jeder machen, der diese Sessel restauriert. Ansonsten besteht die Gefahr, das die Lehne abbricht. Was wiederum zu schlimmen Verletzungen und eventuell zum Ausbrechen der Sitzschalen führen kann. Beides ist nicht wirklich gut, zumindest der Sessel hätte dann irreperabele Schäden.

Ferner habe ich die Gummiteile, welche an den Rückenschalen sind, durch neue Gummis ersetzt.

Die neuen Gummiteile wurden mit einen, vom Hersteller getesteten, Kleber wieder eingesetzt.

Die Revision des Fußteile ging hingegen schnell. Da bei den alten Sesseln, entgegen den Neuen aus Kunststoff, sind Messingbuchsen verarbeitet worden. Da musste ich nur das alte Fett entfernen. Etwas polieren und neu Fetten, fertig.

Ich habe noch Filz unter die Füße geklebt, da wir einen Holzboden haben.

Da die alten Kissen nach den fast 60 Jahren nun wirklich um waren, habe ich neue bestellt. 

Das sieht schön prall und sehr bequem aus.

Nach rund 40 Arbeitsstunden war der erste Sessel dann fertig. 

Hat sich gelohnt, wie ich finde.

In Anbetracht der beachtlichen Summen, die diese Sessel neu kosten und in gebrauchtem Zustand erziehlen, hat sich die Arbeit mehr als gelohnt. Ohne Arbeitszeit habe ich rund 900 € investiert. Der größte Anteil davon war für die neuen Kissen. 

Etliche Dinge kann ich hier nicht zeigen, wie das vernähen der Knöpfe. Die Aktion, durch den Latexkern, die Federfüllung zu kommen und ein 2mm Loch auf der anderen Seite zu treffen, lässt sich hier schlecht darstellen.

Auch wenn mich der Sessel gelegentlich zur Weißglut getrieben hat, hat es Spaß gemacht, ihn wieder schick zu machen. 

Nun kommt der 2`te Sessel dran, nach einen kleinen Pause.

So der 2`te Sessel kommt an die Reihe. Erst mal demontieren.

Es beginnt, wieder mit dem Herausarbeiten der Schockdämpfer

Wie wichtig das Entfernen der alten Schockdämpfer ist, sieht man hier. Gut 1/3 der Fläche hatte keine Verbindung mehr zum Holz. Der Kleber war komplett ausgetrocknet und Steinhart. Das kann sehr gefährlich werden.

Kleinigkeiten musste ich noch verkleben, wie hier unter der Armlehne hat sich das Leder etwas gelöst.

Tja, die Entenfedern haben sich, im Laufe der Zeit, aus dem Kissenbazug gearbeitet. Hatte enorme Probleme, den Reißverschluss auf zu bekommen.

Irgendwann ist es aber vollbracht und alle Federn sind raus.

Hier ziehen ich einen Knopf ein. Die Kissen der Rückenlehne gehen ja noch. Das dicke Sitzkissen verlangt schon mehr Geduld. Mit der Nadel ein 5mm Loch auf der Rückseite zu treffen, ist was für die Nerven ; )

Der Fuß was bei diesem Sessel etwas problematischer. Die Achse wollte nicht raus. Das alte Fett war Verharzt und klebte stark. Irgendwann hatte er dann aber doch nach gegeben.

Neu gefettet und poliert.

Natürlich wurde das Holz aufgearbeitet, das Leder behandelt usw. Dann folgte der Zusammenbau.

Die Maserung ist nicht ganz so lebendig, wie der erste Sessel, aber trotzdem sehr schön.

Für sein Alter sieht auch dieser Sessel noch sehr gut aus.

Jetzt stehen die beiden Sessel, nach vielen Jahr(zehnt)en, wieder zusammen in einem Wohnraum. Der Tisch ist ebenfalls aus der Zeit der Sessel.